- Format: DIN A0 Hochformat (118,9cm hoch x 84,1cm breit)
- Material für das Aufhängen der Poster steht vor Ort zur Verfügung.
- Die Anbringung des Posters ist am Donnerstag, 06.10.2022 zwischen 09:00–15:00 Uhr
- Bitte entfernen Sie das Poster am Freitag, 07.10.2022 bis spätestens 14:00 Uhr.
Die Posterausstellung findet am Donnerstag, 06.10.2022, 18:45-20:30 Uhr im Rahmen des Get-together mit Speis und Trank in der Ausstellung in München statt. Bitte stehen Sie in dieser Zeit an Ihrem Poster für eventuelle Fragen und Diskussionen zur Verfügung.
- Format: digitale Version im JPG-Format (2121px hoch x 1500px breit)
- Optional als digitales Poster via Podcast oder als besprochene MP4-Datei
- Einsendeschluss: 11.09.2022
P-01
Fettgewebe –
ein „Multitasking“-Organ
LIPÖDEM – Pathogenese, Diagnostik und Behandlungsoptionen
D. Telegina, D. von Lukowicz
LIPOCURA-Klinik mednord GmbH, München, Deutschland
Einleitung: Als Thema des Vortrags stellt sich ein Überblick über die aktuelle Datenbank zu folgenden Themen dar:
- Definition Lipödem als chronische Erkrankung des subkutanen Fettgewebes;
- genetische Disposition;
- pathophysiologische Hypothesen;
- Entstehungsmechanismen des Ödems;
- Rolle der Mikroangiopathie beim Lipödem;
- Klinik, Diagnostik und Stadieneinteilung, Differenzialdiagnosen
- MÜNCHNER LIPÖDEM SCORE (MLS).
- Lipödem-Behandlungsoptionen
Methoden
- Selektive Literaturrecherche nach Lipödem-bezogenen Publikationen.
- Zusammenfassung eines Behandlungskonzepts basiert auf Klinikerfahrung und Erfolgsanalyse via eine retrospektive Patientenumfrage.
Ergebnisse
1. Präsentation vom chirurgischen Behandlungskonzept:
- Power-Assisted Liposuction
- Diferenz bzw. Vorteile zu WAL und ästhetischer Liposuction
2. Präsentation der Behandlungsergebnisse und Analyse einer retrospektiven Patientenumfrage.
Schlussfolgerung
- Als anerkannte und in den Leitlinien der Gesellschaft für Phlebologie festgehaltenen Therapie ist die Liposuktion derzeit die beste Möglichkeit die Krankheit in den Griff zu bekommen (Sattler 1997, Cornely 1998).
- Frühzeitiges Erkennen der Erkrankung erspart Patientinneneinen langen Leidensweg.
- Perspektiven der professionellen Kooperation der Lipödem-Spezialisten und Adipositaschirurgie in Behandlung der klinischen Fälle mit Kombination von Adipositas und Lipödem.
Interzellulärer Transfer von Glykosylphosphatidylinositol-verankerten Proteinen zwischen menschlichen Adipozyten oder zwischen Blutzellen und Adipozyten reguliert die basale Lipidsynthese
G. A. Müller, T. D. Müller, M. H. Tschöp
Helmholtz Center for Environmental Diseases, Institute of Diabetes and Obesity, München, Bayern, Deutschland
Einleitung
Glycosylphosphatidylinositol-anchored proteins (GPI-APs) are anchored at the outer leaflet of plasma membranes (PM) by a carboxy-terminal GPI glycolipid, and fulfill multiple functions at the cell surface. GPI-APs with the complete GPI anchor can be transferred between donor and acceptor cells, the physiological role of which remains unclear.
Methoden
Differentiated human adipocytes with reduced expression of GPI-APs at PM were used as acceptor cells and incubated with GPI-APs, prepared from primary rat adipocytes and embedded in micelle-like complexes, or with erythroleukemia (EL) cells and human adipocytes with normal expression of GPI-APs as donor cells in transwell co-cultures.
Ergebnisse
Upregulation of GPI-APs detected at PM of adipocytes and lipid synthesis was observed which followed similar time courses and was abrogated by serum, albumin and depletion of total, but not selected GPI-APs. Adipocytes of low size were shown to act as lipid-synthesizing acceptor cells with higher efficacy compared to large lipid-filled adipocytes which are more productive as donor cells for GPI-APs.
Schlussfolgerung
Full-length GPI-APs are transferred between blood cells and adipocytes resulting in stimulation of lipid synthesis under control of serum factors. This argues for the (patho)physiological relevance of intercellular transfer of GPI-APs in (dys)regulation of lipid metabolism, and raises the possibility for use of transfer of GPI-APs as target for the therapy of obesity.
Bestätigung der Konnektivitäts-Zunahme im Hypothalamus durch Metreleptin bei Patientinnen mit Lipodystrophie
H. Schlögl, A. Villringer, K. Miehle, M. Stumvoll, K. Müller
Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie, Bereich Endokrinologie, Leipzig, Deutschland
Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG) des Helmholtz Zentrums München an der Universität Leipzig und dem
Max-Planck-Institute für Kognitions- und Neurowissenschaften, Neurologie, Leipzig, Deutschland
Tagesklinik für kognitive Neurologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
Einleitung
Das Fettgewebs-Hormon Leptin besitzt sowohl eine Vielzahl an peripher-metabolischen als auch zentral-nervösen Funktionen. Ein interessantes Modell für die Erforschung der Leptin-Effekte u.a. auch auf das Essverhalten sind die seltenen Erkrankungen aus dem Komplex der Lipodystrophien (LD), bei denen ein Leptin-Mangel vorliegt. Durch Metreleptin (rekombinantes Leptin) steht seit einigen Jahren die Möglichkeit einer Leptin-Substitution zur Verfügung. In einer früheren Studie mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) konnten wir bereits zeigen, dass eine Metreleptin-Substitution bei LD-Patient:innen zu einer erhöhten Konnektivität u.a. des Gehirnareals Hypothalamus führt und damit wichtige Hinweise für die Regulation des Essverhaltens durch Leptin über das homöostatische Netzwerk liefern.
Methoden
Bei vier LD-Patientinnen wurden zu vier verschiedenen Zeitpunkten fMRT-Messungen der Gehirnaktivität im sogenannten resting-state („Ruhe-Zustand“) durchgeführt: vor Beginn und nach 1, 4 und 12 Wochen laufender Metreleptin-Therapie. Bei drei gesunden Kontrollprobandinnen wurden Messungen zu denselben Zeitpunkten durchgeführt.
Ergebnisse
In der Gruppe der LD-Patientinnen fanden wir einen signifikanten Konnektivitäts-Anstieg im Hypothalamus. Dieser Effekt war spezifisch für die Gruppe der Patientinnen und trat bei den Kontroll-Probandinnen nicht auf.
Schlussfolgerung
Wir konnten in einer unabhängigen Stichprobe von LD-Patientinnen die Zunahme der Konnektivität im homöostatischen zentralnervösen Netzwerk durch die Metreleptin-Behandlung reproduzieren. Diese Ergebnisse sind ein bedeutender Beitrag zur weiteren Erforschung der Wirkung des wichtigen Stoffwechselhormons Leptin im zentralen Nervensystem.
Regulation des β-adrenergen Signalwegs in braunen Adipozyten durch Vaspin (SERPINA12)
I. Rapöhn, J. Weiner, J. T. Heiker
Helmholtz Zentrum München, Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG), Leipzig, Sachsen, Deutschland
Medizinische Fakultät der Universität Leipzig, Medizinische Klinik III – Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie, Leipzig, Sachsen, Deutschland
Einleitung
Das braune Fettgewebe (BAT) und seine thermogene Funktion ist ein potentielles Ziel zur Behandlung von Adipositas und Diabetes. Die Expression des Serpins Vaspin wird während der Adipogenese brauner Fettzellen und nach BAT Aktivierung hochreguliert. In dieser Arbeit wollen wir die Rolle von Vaspin in der BAT-Funktion aufklären und eine mögliche Beteiligung des LRP1 als Serpin-Rezeptor untersuchen.
Methoden
In vivo wurde die Thermoregulation Vaspin-transgener Mäuse während Nahrungsentzug oder bei akuter Kälteexposition (8°C) untersucht. In vitro wurde die adrenerge Aktivierung der PKA und Lipolyse in braunen Fettzellen (imBA) bei Stimulation mit rekombinantem Vaspin analysiert. Parallel wurde der siRNA-vermittelte LRP1-Knockdown in imBA etabliert und der Effekt auf den adrenergen Signalweg untersucht.
Ergebnisse
In vivo beeinträchtigt Vaspin die Thermoregulation in Reaktion bei Nahrungsentzug oder akuter Kälteexposition. Auf zellulärer Ebene hemmte Vaspin die adrenerg-induzierte PKA-Aktivierung und Lipolyse. Der Knockdown des Lrp1 in imBA hatte eine deutlich verringerte Internalisierung von Vaspin zur Folge. Unabhängig von Vaspin war die PKA-Aktivierung verstärkt, ohne die basale und maximale mitochondriale Atmung zu beeinflussen.
Schlussfolgerung
Vaspin zeigt also eine inhibierende Rolle in der Thermogenese, welche durch die Interaktion mit dem LRP1 vermittelt sein könnte. Dies werden wir im etablierten in vitro Modell, sowie im BAT-spezifischen LRP1 Knockout Mausmodell weitergehend mechanistisch untersuchen.
Der Einfluss von Serpinkonformation auf die Interaktion von Vaspin (SERPINA12) mit dem LRP1
K. Möhlis, C. A. Tindall, J. T. Heiker
Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG) des Helmholtz Zentrums München an der Universität Leipzig und dem Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Sachsen, Deutschland
Einleitung
Vaspin wirkt im Fettgewebe Adipositas-induzierten Entzündungsprozessen entgegen und trägt so zum Erhalt der Insulinsensitivität bei. Dies wird durch die Inhibition von Zielproteasen (Kallikrein 7) oder durch Interaktion mit Rezeptoren auf der Zelloberfläche erreicht. Wir haben kürzlich den LRP1 als den Rezeptor identifiziert, der die Internalisierung von Vaspin in Fettzellen vermittelt. Hier wurde untersucht, ob der LRP1 Vaspin in der nativen und in der inaktivierten (geschnittenen) Konformation internalisiert.
Methoden
Mit Hilfe von Fluoreszenzmikroskopie, Western blot Analysen und Bindungsassays haben wir die Internalisierung verschiedener rekombinanter und fluoreszenzmarkierter Vaspinvarianten untersucht. Inaktiviertes Vaspin wurde durch Inkubation von VaspinA369P mit Kallikrein 7 generiert.
Ergebnisse
Bindungsstudien zwischen Wildtyp Vaspin und LRP1 Clustern II, III und IV führten zur Identifizierung des Cluster IV als Bindungspartner. In 3T3-L1-Zellen zeigten sich keine Unterschiede im Internalisierungsverhalten von Wildtyp und VaspinA369P. Im Vergleich dazu war die Internalisierung von inaktiviertem VaspinA369P deutlich verringert.
Schlussfolgerung
Inaktiviertes Vaspin wird im Vergleich zum Wildtyp kaum internalisiert. Dies wirft die Frage auf, ob auch Vaspin-Protease-Komplexe über den LRP1 internalisiert werden. Zukünftige Studien beinhalten die detaillierte Charakterisierung der Interaktion zwischen LRP1 und Vaspin und die Generierung nicht-LRP1-bindende Vaspin-Varianten als Werkzeuge, um die funktionelle Bedeutung der Serpin-LRP1-Interaktion zum Beispiel im braunen Fettgewebe zu entschlüsseln.
Myoglobin reguliert die mitochondriale Atmungskapazität in braunen Adipozyten
L. Christen, H. Broghammer, I. Rapöhn, J. T. Heiker, J. Weiner
Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG), Molecular Obesity Research, Leipzig, Sachsen, Deutschland
Universität Leipzig, Medical Department III – Endocrinology, Nephrology, Rheumatology, Leipzig, Sachsen, Deutschland
Einleitung
Die Aktivierung des braunen Fettgewebes (BAT) und die damit einhergehende Induktion der Thermogenese ist ein möglicher Therapieansatz zur Behandlung von Adipositas und assoziierten metabolischen Erkrankungen wie Diabetes. Die hohe Stoffwechselaktivität des BAT erfordert eine gesteigerte Sauerstoff- sowie Substratversorgung. Myoglobin (MB) ist im aktiven BAT sowie in der Adipogenese brauner Adipozyten exprimiert. Die funktionelle Rolle des MBs im BAT ist jedoch noch unklar.
Methoden
Primäre braune Adipozyten (BA) wurden aus MB-Ganzkörper-knockout (KO) Mäusen isoliert. MB-Überexpression (OE) und -knockdown (KD) wurde über stabile bzw. transiente Transfektion in immortalisierten BA erreicht. Der Einfluss von MB auf den mitochondriellen Sauerstoffverbrauch sowie den adrenergen Signalweg wurde in diesen Zellen in Seahorse und Western blot Analysen untersucht.
Ergebnisse
MB KD, KO und OE wurde mittels qPCR, Western Blot und ELISA bestätigt. Eine höhere MB Expression verstärkte die mitochondriale Atmungskapazität und zelluläre Antwort auf beta-adrenerge Stimuli durch gesteigerte Lipolyserate und erhöhte die Laktat-, Fettsäure- und Glycerolfreisetzung.
Schlussfolgerung
Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass MB eine wichtige Rolle im BAT spielt, in dem es die mitochondriale Atmungskapazität erhöht und dem Gewebe dadurch ermöglicht, sich schnell auf metabolische Veränderungen zu adaptieren. Der Mechanismus, und ob MB nur die gesteigerte Sauerstoff- oder auch Lipidversorgung ermöglicht oder weiterhin reaktive Sauerstoffspezies abfängt, wird in weiterführenden Experimenten untersucht.
Maternal Housing Temperature and Diet - Programming Effects on Browning Capacity in Female and Male Offspring
J. Bruder, M. Hasic, M. Klingenspor
Technische Universität München, TUM School of Life Sciences, Institut für Molekulare Ernährungswissenschaft, Freising, Bayern, Deutschland
EKFZ – Else Kröner Fresenius Zentrum, Freising, Bayern, Deutschland
ZIEL – Institut für Food and Health, Freising, Bayern, Deutschland
Einleitung
After birth, adipose tissue (AT) remodeling occurs in mice. How this effects the adult animal remains elusive. We aim to investigate programming of AT browning by alterations of thermal environment (TE) and diets during gestation and lactation.
Methoden
Dams on control diet (CD) were either housed at thermoneutrality or room temperature (RT), or at thermoneutrality and fed different diets. At 11 weeks of age, offspring was injected with the β3-adrenergic-agonist CL-316,243 to test browning capacity. Uncoupling protein 1 (UCP1) was quantified in inguinal white AT (iWAT) by Western blot.
Ergebnisse
Early life TE had no impact on body weight or composition of the adult offspring in both sexes, whereas body weight was affected by maternal diet. Stimulation of UCP1 levels in iWAT was higher in adult offspring raised at RT. The sex of the offspring had a major impact on browning capacity – males show higher UCP1 levels in iWAT upon stimulation compared to females.
Schlussfolgerung
To gain information on the impact of maternal diet on browning capacity in iWAT, UCP1 protein expression will be measured. These combined results – and the analysis of other AT depots – will help to better understand the maternal programming effect on postnatal and adult AT browning.
Adipositas-induzierte verminderte mitochondriale Funktion in epididymalen Adipozyten bleibt nach vollständiger Gewichtsreduktion bei Mäusen bestehen
K. Then, P. Subba, C. Ludwig, T. Fromme, M. Klingenspor
Technische Universität München, Lehrstuhl für Molekulare Ernährungsmedizin, TUM School of Life Sciences | EKFZ – Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin | Bayerisches Zentrum für Biomolekulare Massenspektrometrie (BayBioMS), Freising, Deutschland
Einleitung
Wir beabsichtigen den Mechanismus des Jo-Jo-Effekt bei Mäusen zu identifizieren. In unserer Langzeitstudie untersuchten wir die Auswirkungen auf Mitochondrien der Adipozyten während der Gewichtsabnahme und anschließenden Gewichtszunahme.
Methoden
Mäuse wurden für 24-Wochen mit einer fettreichen Diät (HFD) und anschließend bis zur vollständigen Remission für 8-Wochen mit einer Kontrolldiät (CD) gefüttert. Die mitochondriale Kapazität inguinaler und epididymaler Adipozyten wurde mit Respirometrie, Citrat-Synthase-Aktivität, Proteom- und Western Blot Analysen ermittelt. Nach Remission auf CD erhielten Mäuse für 12-Wochen erneut HFD. Änderungen der Körperzusammensetzung wurde mit Kernspinresonanzspektroskopie gemessen.
Ergebnisse
Nach der CD-Remission waren Körpergewicht und Fettmasse mit denen der Kontrollgruppe vergleichbar. Die mitochondriale Kapazität und der Mitochondriengehalt in den epididymalen Adipozyten blieben reduziert. Die Mitochondrien der inguinalen Adipozyten erhielten ihre Funktion bei. Western-Blot-Analysen ergaben geringfügige Auswirkungen auf das Expressionsniveau der Atmungskette. Die erneute HFD-Fütterung verdoppelte Körpergewicht und Fettmasse innerhalb der ersten zwei Wochen im Vergleich zu Mäusen, die HFD zum ersten Mal erhielten.
Schlussfolgerung
Die Mitochondrien epididymaler Adipozyten weisen irreversible Schäden durch HFD-Fütterung auf, während die Mitochondrien inguinaler Adipozyten resilienter sind. HFD-Ernährung deutet auf einen Zusammenhang zwischen dem Jo-Jo-Effekt und den Mitochondrien epididymaler Adipozyten hin. Zukünftige Arbeiten sollten darauf abzielen, die Mitochondrienaktivität in epididymalen Adipozyten wiederherzustellen, um den Jo-Jo-Effekt zu bekämpfen.
Effects of subchronic activation of brown adipose tissue in humans
S. Tabei, B. Wilms, V. Sulivani, L. Dräger, K. Worobiec, S. Meyhöfer, S.M. Meyhöfer
Universität zu Lübeck, Institut für Endokrinologie und Diabetes, Lübeck, Schleswig-Holstein, Deutschland
Einleitung
Obesity is often associated with metabolic diseases such as type 2 diabetes (T2DM). This emphasizes the need for effective prevention and treatment strategies to combat obesity and T2D. Brown adipose tissue (BAT) is a highly specialized type of fat tissue and its primarily function is thermogenesis. There is strong evidence that activated BAT is related to improved metabolisms such as enhanced glucose homeostasis. Therefore, mechanisms to activate BAT are under intensive research. It has been shown that short term cold exposure increases BAT activity in humans.
Hypothesis: Long-term exposure to moderate cold for 4 weeks (10hours/day) under free-living conditions improves human metabolism compared to 4 weeks of thermoneutral conditions.
Methoden
Twenty healthy subjects, and twenty subjects with T2D (BMI 25-35 kg/m2), will be enrolled in this cross over study. Body composition will be assessed by air displacement plethysmography, insulin sensitivity by Botnia Clamp, and BAT activity by infrared thermography before and after 4 weeks of cold and thermoneutrality, respectively.
Ergebnisse
(Die Datenanalyse wird bis Oktober abgeschlossen sein)
Schlussfolgerung
Outlook: Results might support the potential of chronic moderate cold exposure under free-ling conditions as a non-pharmacological strategy for improving metabolic conditions in healthy subjects and people with diabetes
Characterization of metabolites released by apoptotic brown adipocytes
B. Niemann, M. Feickert, L. Pütz, A. Pfeifer
Universität Bonn, Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Bonn, Deutschland
Einleitung
Brown adipose tissue (BAT) dissipates energy1,2 and promotes cardio-metabolic health3. Adipose tissues adapt to the metabolic state and show an intriguing plasticity that requires precise regulation of proliferation as well as of apoptosis4. However, the signals released by brown adipocytes (BA) during apoptosis have so far been not investigated. Therefore, we analyzed supernatants of apoptotic BA.
Methoden
Untargeted comparative metabolomics were executed using an ultra-performance liquid chromatographic system coupled to a high-resolution Orbitrap mass spectrometer.
The apoptotic conditions (ultraviolet light, nutlin-3) were optimized so that they significantly induced apoptosis in BA (annexinV-positive cells), while ensuring the integrity of the cell membrane (propidium iodide-negative).
Ergebnisse
Nutlin-3-induced apoptosis of BA resulted in significant enrichment of 84 metabolites. In total, a broad range of 330 compounds were detected, with purinergic molecules being strongly represented among the most significantly elevated compounds. Accordingly, qualitative enrichment analysis of metabolic pathways revealed that purine metabolism was significantly upregulated in apoptotic BA.
Schlussfolgerung
The preliminary data indicate that purinergic molecules are released by BA upon apoptosis. We hypothesized that these purinergic molecules might play a role in BAT metabolism and thermogenesis. Therefore, their effects on BAT should be investigated.
P-04
Psychologische Aspekte der Adipositas
Reduktion von Impulsivität im Langzeitverlauf nach einer impulsivitätsbezogenen Intervention bei PatientInnen mit Binge-Eating-Störung in der randomisiert kontrollierten IMPULS-Studie
K. Schag, J. E. Schlatter, P. Martus, S. Zipfel, K. Giel
Universitätsklinikum Tübingen, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
Kompetenzzentrum für Essstörungen Tübingen, (KOMET), Tübingen, Deutschland
Universitätsklinikum Tübingen, Institut für klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie, Tübingen, Deutschland
Einleitung
Impulsivität gilt als Risikofaktor bei der Binge Eating-Störung. Daher haben wir eine verhaltenstherapeutische Gruppenbehandlung entwickelt, die speziell auf impulsives Essverhalten fokussiert (IMPULS-Programm) und in einer randomisiert kontrollierten Studie (Schag et al., 2019) hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft. Im vorliegenden Projekt wird der Langzeitverlauf dargestellt (Schag et al., in press).
Methoden
In einer 2,75-Jahres-Katamnese haben wir die Behandlungsgruppe, in der das IMPULS-Programm durchgeführt wurde, mit einer Kontrollgruppe erneut verglichen, in der keine Behandlung stattfand. Von der Gesamtstichprobe des Trials (N = 80) nahmen 54%, d.h. 21 PatientInnen der Behandlungsgruppe und 22 PatientInnen der Kontrollgruppe teil. Dabei wurden beide Gruppen hinsichtlich impulsiven Essverhaltens, d.h. der Anzahl der Essanfälle und hinsichtlich der Impulsivität als Persönlichkeitseigenschaft miteinander verglichen und Zusammenhänge mit der generellen Essstörungspathologie und Depressivität untersucht.
Ergebnisse
Beide Gruppen reduzierten im Langzeitverlauf die Anzahl der Essanfälle und Impulsivität im Vergleich zum Studienbeginn. Essanfälle und Impulsivität korrelierten nicht miteinander, aber beide sind mit der generellen Essstörungspathologie assoziiert. Depressivität korrelierte ebenfalls mit Impulsivität und Essstörungspathologie.
Schlussfolgerung
Alle PatientInnen konnten die Essanfälle und insbesondere Impulsivität im Langzeitverlauf reduzieren. Da beide Gruppen eine Reduktion erzielten, haben vermutlich verschiedene Wege zu dieser Reduktion geführt. Essstörungspathologie und Depressivität könnten dabei Mediatoren darstellen.
Steigerung kognitiver Kontrolle gegenüber Nahrungsreizen bei Patienten mit Adipositas und Binge Eating Störung: Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Pilotstudie zur Kombination eines Inhibitionstrainings mit transkranieller Gleichstromstimulation
K. Giel, K. Schag, S. Max, C. Plewnia
Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Baden-Württemberg, Deutschland
Universitätsklinikum Tübingen, Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen, Baden-Württemberg, Deutschland
Einleitung
Die Binge Eating-Störung (BES) geht häufig mit Adipositas einher. Defizite der Inhibitionskontrolle stellen einen Aufrechterhaltungsfaktor der BES dar, wobei neurobiologisch der dorsolaterale Präfrontalkortex (dlPFC) eine zentrale Rolle spielt. Wir haben ein Trainingsprogramm zur Steigerung der Inhibitionskontrolle bei PatientInnen mit Adipositas und BES entwickelt, das durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) des dlPFC unterstützt wird. Machbarkeit und Wirksamkeit haben wir in einer double-blind randomisiert-kontrollierten Pilotstudie untersucht.
Methoden
39 PatientInnen mit BES erhielten 6 Sitzungen eines Inhibitionstrainings, in dem sie übten, ihren Blick von hoch-kalorischen Nahrungsreizen abzuwenden. Das Training wurde entweder mit aktiver anodaler Stimulation des rechten dlPFC kombiniert oder mit Scheinstimulation. Vor, während und nach dem Training wurde die Fehlerrate in der Inhibitionsaufgabe erfasst. Als primärer Outcome wurde die Anzahl der Essanfälle vor vs. 4 Wochen nach dem Training erfasst.
Ergebnisse
Die Datenerhebung wurde im März 2022 abgeschlossen. Nur 2 PatientInnen haben das Training vorzeitig beendet. Erste vorläufige Ergebnisse weisen auf eine Reduktion der Essanfälle vier Wochen nach dem Trainingsprogramm im Vergleich zur Baseline hin. Die gruppenspezifischen Stimulationseffekte werden noch ausgewertet und beim Kongress vorgestellt.
Schlussfolgerung
Die niedrige Dropout-Rate untermauert, dass das Trainingsprogramm machbar und akzeptiert ist. Die vorläufigen Ergebnisse implizieren, dass sich das Training auf Essanfälle, also die Kernpathologie der BES auswirkt.
Krankheitsannahmen bei Adipositas und Alkoholabhängigkeit: erfolgreicher Gewichtserhalt vs. Abstinenz
C. Henning, M. Welker, J. Wolstein
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Prof. für Pathopsychologie, Bamberg, Bayern, Deutschland
Einleitung
Adipositas (AD) und Alkoholabhängigkeit (AA) weisen viele Gemeinsamkeiten hinsichtlich neurobiologischer, behavioraler und kognitiver Aspekte, aber auch hinsichtlich des Therapieerfolgs auf (Jojo‑Effekt vs. Drehtür-Effekt). Zu subjektiven Krankheitsannahmen, welche zwischen Erkrankungen variieren und mit Gesundheits- und Selbstmanagementverhalten assoziiert sind, liegen noch keine Vergleichsstudien vor. Diese Studie untersucht daher die Krankheitsannahmen bei Personen mit erfolgreichen Gewichtserhalt vs. abstinenten Personen mit Alkoholabhängigkeit.
Methoden
Gruppe AD bestand aus 38 Personen (aktueller BMI=32.14kg/m²; Min: 21.26; Max: 51.37), welche durchschnittlich einen Gewichtsverlust von 9.9%-61.4% seit 27.74 Monaten (Min: 12; Max: 240) erhalten und keine bariatrische OP hatten/planen. Gruppe AA umfasste 39 Personen mit einer durchschnittlichen Abstinenzdauer von 113.53 Monaten (Min: 3; Max: 411). Krankheitsannahmen wurden mit dem revidierten Illness-Perception-Questionnaire erhoben und Unterschiede mittels t‑Tests ermittelt (α=.007).
Ergebnisse
Personen mit AA nahmen ihre Erkrankung signifikant chronischer wahr (t(75)=-2.90, p=.005,d=.79). Bei den Krankheitsannahmen zyklisches Auftreten, Konsequenzen, Kontrollmöglichkeiten, Verständnis sowie emotionaler Wahrnehmung gab es keine signifikanten Unterschiede (α=.077‑.990).
Schlussfolgerung
Der signifikante Effekt bei der Chronizität könnte durch die längere Abstinenzdauer erklärt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass bei erfolgreichen Gewichtserhalt die subjektiven Krankheitsannahmen mit denen von abstinenten Personen mit Alkoholabhängigkeit beinahe übereinstimmen. Daraus können Maßnahmen für Interventionen abgeleitet werden.
Verhaltens- und ernährungsmedizinische Intervention zur Gewichtsreduktion bei erwachsenen Patient:innen nach Nierentransplantation mit Übergewicht oder Adipositas – Ergebnisse einer Pilotstudie
M. Nöhre, D. Barchfeld, R. Vagi, F. Güler, E. Schieffer, M. de Zwaan
Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Hannover, Deutschland
Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen, Hannover, Deutschland
Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Sportmedizin, Hannover, Deutschland
Einleitung
Häufig führen weniger strikte Ernährungsempfehlungen sowie ein wiedervorhandener Appetit bei verbessertem körperlichen Wohlbefinden nach Nierentransplantation (NTx) bei den Betroffenen zu einer Gewichtszunahme, die sich an einer steigenden Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in dieser Patientengruppe zeigt. Adipositas nach NTx ist mit einer erhöhten Mortalität, einem erhöhten Risiko für Transplantatverlust, und weiteren Komplikationen assoziiert.
Methoden
In einer randomisierten-kontrollierten Studie (RCT) (28 Pat. vs. 28 Pat.) erfolgte eine sechsmonatige verhaltens- und ernährungsmedizinische Intervention (12 Sitzungen, telemedizinisch oder face-to-face) mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion bei Patient:innen nach NTx mit einem BMI ≥ 27 kg/m2. Das Hauptoutcome war ein Gewichtsverlust von ≥ 5%. Angenommen wurde eine Differenz zwischen den Behandlungsarmen von 40% (15% versus 55%). Verschiedene sekundäre Outcomes wurden untersucht.
Ergebnisse
Der mittlere BMI der 56 Patient:innen betrug 32,0 kg/m2. In der Interventionsgruppe erreichten 29,6 % (n=8) und in der Kontrollgruppe 16,7 % (n=4) eine Gewichtsreduktion von ≥5%. In der Interventionsgruppe zeigte sich ein statistisch signifikanter Gewichtsverlust. Hinsichtlich Taillenumfang, Nierenfunktion und BMI zeigten sich nach der Intervention keine Unterschiede zwischen den Gruppen.
Schlussfolgerung
Trotz einer hohen Adhärenz zur Studienteilnahme und erster positiver Tendenzen konnte das Studienziel nicht erreicht werden. Unter Berücksichtigung der im Rahmen dieser Studien erhobenen qualitativen Rückmeldungen scheinen zukünftig intensivere, längerfristige Interventionen erforderlich.
Veränderungen des Körperbildes nach einer 8-wöchigen Formula-Diät bei Personen mit Adipositas in Abhängigkeit von Gewichtsverlust und Lebensqualität
M. Wiechert1, N. Thurner1, A. Reik1, M. Neidhardt1, H. Hauner1, 2, C. Holzapfel1
1 Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Institut für Ernährungsmedizin, München, Bayern, Deutschland
2 Technische Universität München, EKFZ – Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin, Freising, Bayern, Deutschland
Einleitung
Adipositas beeinträchtigt die körperliche und psychische Gesundheit. Ziel der Auswertung war es, die Veränderung des Körperbildes und der Lebensqualität sowie deren Wechselwirkungen nach einer Gewichtsreduktion zu untersuchen.
Methoden
Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 30,0 – 39,9 kg/m² nahmen im Rahmen der Lebensstilinterventions (LION)-Studie an einer 8-wöchigen Formula-Diät teil. Neben anthropometrischen Daten wurden Daten zum Körperbild (Body Appreciation Scale (BAS), Multidimensional Body-Self Relations Questionnaire – Appearance Scale (MBSRQ-AS)) und zur Lebensqualität (Impact of Weight on Quality of Life – lite (IWQOL-Lite)) erhoben.
Ergebnisse
Die Interimsanalyse von 158 Teilnehmer*innen (Ausgangs-BMI = 34,7 ± 2,8 kg/m², Alter = 44,5 ± 11,3 Jahre, 58,9 % Frauen) zeigte eine Gewichtsreduktion von 12,4 ± 3,7 kg. Es verbesserten (p<0,05) sich alle Dimensionen der Lebensqualität sowie die meisten Skalen des Körperbildes – mit Ausnahme der MBSRQ-AS-Skalen appearance orientation und overweight preoccupation. Zwischen den verschiedenen Skalen des Körperbildes und den Items der Lebensqualität wurden signifikante Korrelationen festgestellt.
Schlussfolgerung
Durch die Gewichtsreduktion veränderten sich das Körperbild und die Lebensqualität. Es gab keine Assoziation zwischen der Höhe der Gewichtsreduktion und Änderungen des Körperbilds und der Lebensqualität.
Finanzierung Die LION-Studie wird im Rahmen der Nachwuchsgruppe „Personalisierte Ernährung & eHealth (PeNut)“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, 01EA1709) finanziert.
Ein auf Low-Carb Ernährung und „Coping“-Strategien fokussierter Gewichtsreduktionskurs ist einfach und erfolgreich
A. von Lilienfeld-Toal, D. Tews, H. von Lilienfeld-Toal
Praxis für Psychotherapie, Marburg, Deutschland und Diabetes Zentrum, Gelnhausen, Deutschland
Einleitung
Eine Low-Carb-Ernährung kann einen erfolgreichen Weg zu einer dauerhaften Gewichtsreduktion darstellen. Allerdings beeinträchtigen neurophysiologische und psychologische Abwehrmechanismen des sich an einen niedrigen Blutzucker (BZ) anzupassen gezwungenen Gehirns den Langzeiterfolg: Die Wahrnehmung von niedrigem/abfallendem BZ erzeugt Hunger; die positive Verstärkung durch Zucker mittels Dopamin (Sucht-Effekt) ist vermindert; Sättigung durch Leptin und Insulin bleiben aus; Cues triggern die Aufnahme von High-Carb-Lebensmitteln (Konditionierung); Aufnahme von Glukose entspricht dysfunktionaler Emotionsbewältigungsstrategie (emotionales Essen); im Stress führt ein Blutzuckerabfall zu einem imperativem Essimpuls (egoistisches Gehirn).
Methoden
Unser dazu entwickeltes Konzept wurde in einem Abnehme-Kurs mit wöchentlichen Treffen über ein Jahr angewandt. Während dieser Treffen wurde Wissen über die beschriebenen Mechanismen vermittelt. Zusätzlich wurden die aufgeführten psychologischen Erlebnisse erfasst und die Teilnehmern mit funktionalen Strategien ausgestattet. Ein kundiger Gesprächsführer leitete die Gruppe.
Ergebnisse
15 Teilnehmer beendeten den Kurs (in 3 Gruppen), 4 verließen den Kurs in den ersten 4 Monaten. Der mittlere Gewichtsverlust nach einem Jahr betrug 10.0 kg (Mean+_1,4 SEM, Median 10,7) oder 9,5%. Adipositas-bezogene Laborparameter besserten sich deutlich.
Schlussfolgerung
Unsere Daten zeigen, dass es möglich ist, im Gruppensetting allein durch Wissensvermittlung und Besprechung des Umgangs mit zu erwartenden negativen Erlebnissen eine Gewichtsreduktion zu erreichen, die vielen anderen Abnehm-Programmen überlegen ist bei geringem Aufwand.
Psychische Belastung und Essverhalten bei Patient*innen mit schwerer Adipositas, die während der COVID-19-Pandemie ein konservatives Gewichtsreduktionsprogramm aufsuchen
J. Schraml, D. Reinhardt, A. Weiland, S. Schild, A. Stengel, S. Zipfel, I. Mack
Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
Einleitung
Covid-19 beeinflusst nicht nur die globale körperliche Gesundheit, sondern verursacht oder befördert auch eine Reihe psychischer Störungen. Diese Studie vergleicht Patient*innen mit vorwiegend schwerer Adipositas während der Covid-19 Pandemie versus vor Pandemiebedingungen im Hinblick auf Angst, Depression, Stress, Essverhalten und Lebensqualität.
Methoden
Am Universitätsklinikum Tübingen wurden 297 Teilnehmende im Zeitraum vor der COVID-19-Pandemie (Mai 2014 bis September 2019) und 146 Teilnehmende im Zeitraum während der Pandemie (Oktober 2020, 6 Monate nach erstem Lockdown bis März 2022), die ein konservatives Gewichtsreduktionsprogramm aufsuchen, mittels standardisierter Fragebögen zum Essverhalten, zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, zu depressiven Störungen und Angststörungen sowie zur subjektiven Stressbelastung vor Beginn eines konservativen Gewichtsreduktionsprogramms befragt.
Ergebnisse
Alter, BMI und weitere demographische Daten sind ähnlich zwischen den Stichproben. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität unterschied sich zwischen den Stichproben nicht. Im Trend fanden sich jedoch beim Essverhalten und allen psychischen Parametern bessere Werte in der Covid-19-Stichprobe im Vergleich zur Nicht-Covid-19-Stichprobe.
Schlussfolgerung
Patient*innen, die während der Covid-19-Pandemie ein konservatives Gewichtsreduktionsprogramm aufsuchen, zeigen keine schlechteren Werte, sondern im Trend bessere Werte für psychisches Wohlbefinden als Patient*innen vor der Pandemie. Mögliche Ursachen können verminderte Belastungen durch wegfallende Arbeitswege und Präsenztermine sein, die zu verminderten persönlichen Kontakten führen und somit auch den psychischen Leidensdruck durch Stigmatisierung reduzieren.
P-08
Digitale Tools zur Adipositastherapie
Die Evaluation von zanadio – einer digitalen Gesundheitsanwendung für Erwachsene mit Adipositas
L. Roth, M. Ordnung, K. Forkmann, N. Mehl, A. Horstmann
Max Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Neurologie, Leipzig, Deutschland
Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
University of Helsinki, Department of Psychology and Logopedics, Helsinki, Finnland
aidhere GmbH, Hamburg, Deutschland
Der Beitrag ist als Kollaboration zwischen den angegebenen Universitäten, dem MPI und aidhere entstanden.
Einleitung
Die digitale Gesundheitsanwendung zanadio (aidhere GmbH) ist ein App-basiertes, leitliniengerechtes, multimodales Behandlungsprogramm für Erwachsene mit Adipositas. Individualisierte Interventionen aus den Bereichen Ernährung, Bewegung sowie Verhaltenstherapie sollen eine klinisch relevante (>5%) und dauerhafte Gewichtsreduktion ermöglichen. Zur Evaluation des Programms wurde eine randomisierte klinische Studie (DRKS00024415) durchgeführt.
Methoden
An der Studie nahmen 150 Erwachsene (BMI 30–40 kg/m², 18–65 Jahre, 91% Frauen) teil. Die Interventionsgruppe (n=77) erhielt über 12 Monate Zugang zu zanadio. Die Kontrollgruppe (n=73) darf die App nach Studienende nutzen. Primäre und sekundäre Endpunkte sind Gewichtsreduktion (in %) bzw. Taille-Hüft-Verhältnis, Taille-Größe-Verhältnis, Wohlbefinden und Lebensqualität, welche im Abstand von jeweils 3 Monaten über 12 Monate hinweg erhoben wurden.
Ergebnisse
Die Interventionsgruppe wies nach 12 Monaten eine Gewichtsreduktion von M = -7,72% (95% CI = [-9.63, -5.82]) auf, während die Kontrollgruppe keinen Gewichtsverlust aufwies (M = -0,01%, 95% CI = [-1.98, 1.96]; Intention-to-Treat Analyse). Zudem zeigten sich nach Programmende in der Interventionsgruppe in allen sekundären Endpunkten signifikante Verbesserungen. Taille-Größe-Verhältnis sowie Wohlbefinden verbesserten sich signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Schlussfolgerung
zanadio leistet als orts- und zeitunabhängiges Behandlungsprogramm einen positiven Beitrag zur Versorgungssituation Erwachsener mit Adipositas, indem es Nutzer:innen bei einer klinisch-relevanten Gewichtsreduktion unterstützt.
Effekte und Strategien digitaler Übergewichtsinterventionen für die Adipositastherapie im Kindes- und Jugendalter
S. Pawellek, A. Ziegeldorf, H. Wulff
Universität Leipzig, Professur für Gesundheits- und Rehabilitationssport, Leipzig, Deutschland
Universität Potsdam, Professur für Gesundheitserziehung/ Gesundheitsbildung, Potsdam, Deutschland
Einleitung
Digitale Medien bergen Risiken und Potentiale, um Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter entgegenzuwirken. Während der Pandemie wurden digitale Maßnahmen überwiegend explorativ und ohne theoretische Fundierung realisiert, obwohl kaum Evidenzen zur Wirksamkeit didaktischer und methodischer Strategien vorlagen. Zur Optimierung künftiger Maßnahmen stellt sich folglich die Frage, mit welchen Konzepten effiziente, mediengestützte Adipositasinterventionen für Kinder und Jugendliche entwickelt werden können.
Methoden
In den Datenbanken Pubmed, Science Direct und Web of Science wurde ein systematischer Review durchgeführt. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien zwischen 2016 und 2021 mit Teilnehmenden von 6 bis 18 Jahren, die einen Body-Mass-Index (BMI) >25 kg/m2 vorwiesen. Eine Bewertung der Studienqualität erfolgte nach Richtlinien des Cochrane Risk of Bias.
Ergebnisse
Die Suche ergab 3.974 Treffer, aus welchen 7 Artikel in die Analyse eingeschlossen wurden. Eingesetzte Technologien (Fitnessarmband, Smartphone, computerbasierte Programme) bedingten BMI-Reduktionen. Smartphone-Interventionen zeigten mit telemedizinischer Unterstützung signifikante Veränderungen. Die Datenlage identifizierte die Effektivität von Medienkombinationen, der dualen Betreuung aus analog und digitalen Angeboten sowie die Relevanz des Familieneinbezugs.
Schlussfolgerung
Smartphones bieten durch Alltagsnähe und niederschwelliger Vermittlung effektive Ansatzpunkte zur Adipositasreduktion. Digitale Therapiekonzepte müssen zukünftig eine regelmäßige analoge Betreuung anbieten, um die Maßnahmen der Zielgruppe und deren Familien verständlich zugänglich zu machen. Weitere Forschung zur Wirksamkeitsüberprüfung ist notwendig.
Gewichtsverlust bei digitaler Adipositastherapie: Ergebnisse von Oviva Direkt für Adipositas (DiGA)
F. Schirmann, T. Larsen, L. Jones
Oviva AG, Science, Berlin, Berlin, Deutschland
Einleitung
„Oviva Direkt für Adipositas“ ist eine app-basierte, multimodale Therapie für Adipositas und als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zugelassen. Die DiGA umfasst Selbst-Monitoring, -management und Edukation sowie ein Gespräch und einen Chat mit einer Ernährungsberaterin. Das Behandlungsziel ist eine Gewichtsreduktion von 3% nach 12 Wochen. Hier präsentieren wir erste Ergebnisse der DiGA.
Methoden
Versorgungsdaten von den ersten 40 Menschen mit Adipositas (Startgewicht: Ø 102,55 kg; Start-BMI: Ø 35,49; Ø 49,3 Jahre; 31 weiblich, 9 männlich), die die digitale Therapie abgeschlossen haben, wurden per App erfasst. Daten zum Gewicht (Woche 0, 4, 8 und 12), zum Selbst-Monitoring (protokollierte Mahlzeiten), zum Selbstmanagement (erledigte gesundheitsbezogene Aufgaben) und zur Edukation (Lesezeit der Lerninhalte) wurden erhoben.
Ergebnisse
Die 40 Menschen mit Adipositas nahmen durchschnittlich 2,02% bis Woche 4, 3,04% bis Woche 8 und 3,36% bis Woche 12 ab. Selbst-Monitoring: Es wurden durchschnittlich 192 Mahlzeiten protokolliert. Selbst-Management: 58% aller über die App bereitgestellten gesundheitsbezogenen Aufgaben wurden erledigt. Edukation: Lerninhalte wurden durchschnittlich 7 h und 50 min betrachtet.
Schlussfolgerung
Es liegt eine kontinuierliche Gewichtsabnahme sowie eine Gewichtsreduktion von 3,36% zum Versorgungsende vor, was dem Behandlungsziel der DiGA entspricht. In einer laufenden randomisiert-kontrollierten Studie wird die Wirksamkeit der Therapie weiter untersucht.
Analyse und Publikation von Sekundärdaten - Mediengestützte Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas in Zeiten der COVID-19-Pandemie
H. Wulff, S. Pawellek, J. Krell
Universität Potsdam, Professur für Gesundheitserziehung/ Gesundheitsbildung, Potsdam, Deutschland
Universität Leipzig, Professur für Gesundheits- und Rehabilitationssport, Leipzig, Deutschland
Einleitung
Die Adipositasprävalenz steigt mit zunehmendem Lebensalter. Dem gilt es entgegenzuwirken. Vor dem Hintergrund der mit der Covid-19-Pandemie verbundenen Herausforderungen, Bewältigungsstrategien und deren Potenzialen für die postpandemische Zeit stellt sich die Frage, welche digitalen Konzepte in der juvenilen Adipositastherapie nachhaltig umgesetzt wurden.
Methoden
Um Konzepte und Strategien zu erfassen, wurde ein qualitativer Ansatz gewählt. Von Mai bis Juni 2021 wurden in ambulanten Zentren halbstrukturierte Interviews mit acht Bewegungstherapeut*innen durchgeführt. Auf Basis des TPACK-Modells wurden Dimensionen wie Eigenschaften der Schulenden, Schulungsausrichtung, -methoden und Rahmenbedingungen gebildet, nach Mayring analysiert und in 17 Kategorien zusammengefasst.
Ergebnisse
Zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie nutzten Adipositaszentren verschiedenste digitale Ansätze. In der Dimension der „Ausrichtung“ zeigte sich, dass digitale Medien umfassend für Kräftigung, Ausdauer, Schulungsorganisation und Kommunikation genutzt wurden. Die primär genutzte Software war mit 87,5% „Zoom“. Die Befragten bewerteten mediengestützte Konzepte als wünschenswerte und ressourcensparende Therapieergänzung mit langfristigen Nutzungspotenzialen.
Schlussfolgerung
Die entwickelten Ansätze zeigen eine hohe Varianz im Hinblick auf Einsatzzwecke, Medien, Software und angewandte Methoden. Digitale Ansätze konnten die Präsensschulung nicht ersetzen, aber unterstützen, z.B. im Hinblick auf Schulungsorganisation, ressourcenschonende Umsetzung von Bewegungsschulung und Beratung. Aufgrund der Vielzahl an digitalen Ansätzen und Herausforderungen scheint die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit methodisch-didaktischen, wirkungsbezogenen und gesundheitsökonomischen Fragestellungen zukünftig erforderlich.
Einfluss von Intuitiver Ernährung auf Körperwahrnehmung und gestörtes Essverhalten – Beobachtungsstudie zu einer Online-Gruppenintervention
M. Grundl, J. Brandacher
FH Gesundheitsberufe Oberösterreich, Diätologie, Linz, Österreich
Einleitung
Das präventive und therapeutische Potential von Intuitiver Ernährung (IE) wird derzeit im Hinblick auf die Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen und Adipositas diskutiert. Zwei entscheidende Faktoren sind hier die Körperwahrnehmung und gestörtes Essverhalten. In der vorliegenden Arbeit wird empirisch untersucht, wie sich IE auf diese auswirkt.
Methoden
Vor und nach der Durchführung eines sechsmonatigen, interdisziplinären Online-Gruppenprogramms mit 13 Teilnehmerinnen wurden IE, Körperwahrnehmung und gestörtes Essverhalten über einen Fragebogen erhoben. Die Daten wurden anhand von gepaarten t-Tests und Korrelationsanalysen ausgewertet.
Ergebnisse
Das Ausmaß der IE erhöhte sich signifikant. Besonders die Wahrnehmung von Hunger und Sättigung stieg an. Die Körperwahrnehmung verbesserte sich signifikant und das Risiko für gestörtes Essverhalten sank signifikant. Zu beiden Messzeitpunkten bestand ein signifikanter, negativer Zusammenhang zwischen IE und gestörtem Essverhalten. Zwischen IE und positiver Körperwahrnehmung wurde nur zur Ausgangslage eine signifikante, positive Beziehung festgestellt.
Schlussfolgerung
IE bestätigt sich als vielversprechendes diätologisches Tool, um die Körperwahrnehmung positiv zu beeinflussen und gestörtes Essverhalten zu verringern. Dies könnte der Entstehung und Aufrechterhaltung von Adipositas entgegenwirken. Besonders das Anwenden einzelner Prinzipien der IE in der diätologischen Praxis empfiehlt sich, z.B. zur Hunger- und Sättigungswahrnehmung oder Bewältigung emotionalen Essens. Zukünftige Studien zu gewichtsneutralen Ansätzen sollten klären, wie diese verstärkt in die leitliniengerechte Berufspraxis integriert werden könnten.
P-10
Adipositas im Kindes- und Jugendalter
Prävention von Kinderübergewicht in Kommunen und Schulen – Evaluation der digitalen Planungshilfe WEPI
M. Schröder, R. Berner, B. Babitsch, H. Hassel
Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg, Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften, Coburg, Deutschland
Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Osnabrück, Deutschland
Einleitung
Die Entwicklung theoriebasierter Präventionsmaßnahmen ist komplex und im Berufsalltag von Projektplanenden oftmals nicht zu leisten. Wie kann Präventionsplanung evidenzbasiert und dennoch praxistauglich gelingen? Hier setzt das Forschungsprojekt WEPI an, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit. WEPI ist eine webbasierte Planungshilfe, mit der Kommunen und Schulen Präventionsmaßnahmen zum Kinderübergewicht unter Anleitung qualitätsgesichert planen können.
Methoden
Von April 2019 bis Oktober 2020 wurde die Planungshilfe entwickelt. Im Oktober 2020 und Februar 2021 wurde WEPI erstmals von ausgewählten Kommunen und Schulen getestet. Darauf aufbauend wurde die modifizierte Planungshilfe deutschlandweit erprobt (05-11/2021) und Handhabung sowie Akzeptanz in einer Fragebogenerhebung evaluiert.
Ergebnisse
Die erste Testung zeigte, dass inhaltliche und technische Aspekte optimiert werden müssen, um wissenschaftliche Ansprüche und praktische Umsetzbarkeit zusammenzubringen. An der zweiten Testphase nahmen sechs Kommunen und acht schulische Einrichtungen teil. Die Testpersonen (n = 14) gaben an, dass WEPI eine strukturierte Projektplanung ermöglicht (86%) und die Zusammenarbeit mit Akteur*innen (64%) unterstützt. 93% würden WEPI erneut nutzen. WEPI bietet evaluierte Methodenbausteine zur praktischen Umsetzung und einen Downloadbereich mit Vorlagen (z.B. Projektantrag). Dieser Service hatte ebenfalls eine hohe Akzeptanz.
Schlussfolgerung
Durch die Schritt-für-Schritt-Anleitung erleichtert WEPI die evidenzbasierte Projektplanung und gewährleistet Planungsqualität. Aufwand und Nutzen stehen in einem guten Verhältnis. Zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit sind weitere Optimierungen erforderlich.
Schulische Maßnahmen der Adipositasprävention im Kindesalter – Eine systematische Literaturrecherche
H. Schubert, J. Westenhöfer, J. Buchcik
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Life Sciences , Department Ökotrophologie, Hamburg, Deutschland
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Life Sciences, Department Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
Einleitung
Adipositas im Kindesalter kann mit körperlichen als auch sozialen Folgen, wie z.B. niedrigem Selbstwertgefühl und Mobbingerfahrungen, einhergehen. Schulische Maßnahmen können sich effektiv auf die Adipositasprävention im Kindesalter auswirken, weil sie die Kinder so früh wie möglich in ihren Lebenswelten erreichen und somit dem Auftreten von Adipositas und den gesundheitlichen Folgen vorbeugen können.
Methoden
Die Datenbank PubMed wurde systematisch nach Publikationen, die schulische Maßnahmen der Adipositasprävention im Kindesalter untersuchen, durchsucht. Studien in englischer Sprache und einem Erscheinungsjahr ab 2017 sowie vorab definierten Kriterien wurden für die Auswahl berücksichtigt.
Ergebnisse
Von 2815 Studien konnten schlussendlich vier Studien für die Analyse genutzt werden. Zwei Studien geben Hinweise darauf, dass sich schulbasierte Interventionen positiv auf die Adipositasprävention auswirken können. Ein signifikanter Unterschied im Body-Mass-Index (BMI), welcher durch gesteigerte körperliche Aktivität und eine gesündere Ernährung erreicht wurde, lag vor. Die anderen beiden Studien weisen keinen signifikanten Unterschied im BMI nach. Eine dieser Studien schlussfolgert, dass die Maßnahmen im Setting Schule nicht ausreichend sind, da die Interventionen die unterschiedlichen Lebenswelten der Kinder nicht nachhaltig beeinflussen können.
Schlussfolgerung
Weitere Studien mit einer größeren Studienpopulation und die Einbindung der Eltern in die Maßnahmen, mit dem Ziel der nachhaltigen Implementierung in die verschiedenen Lebenswelten, könnten aussagekräftigere Ergebnisse liefern.
DiNa4u - Digitale Nachsorge for you - Telenachsorge für Jugendliche mit Adipositas
U. Linstedt, F. Zocher
Universität Bayreuth, Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Bayreuth, Deutschland
Deutsche Rentenversicherung Nordbayern, Bayreuth, Deutschland
Einleitung
Im Bereich der Kinder- und Jugendrehabilitation gibt es derzeit insbesondere bezüglich der zur Sicherung der Langzeiteffekte essenziellen Nachsorge eine Versorgungslücke. Digitale Nachsorgeangebote können dabei helfen diese Lücke zu schließen. Sie sind flexibel verfügbar, bieten die Möglichkeit das Angebot ortsunabhängig zu nutzen und können in Rehakliniken implementiert werden. Das rehapro Modellprojekt Digitale Nachsorge for you (DiNa4u) bietet Jugendlichen mit Adipositas die Gelegenheit eine solche Maßnahme zu erproben.
Methoden
Das Modellprojekt wird wissenschaftlich evaluiert. Einen Teil der Evaluation stellt eine randomisiert-kontrollierte Studie mit Wartekontrollgruppendesign dar. Die Datenerhebung erfolgt innerhalb eines Zeitraums von 15 Monaten zu vier Messzeitpunkten mittels strukturierter Befragungen. Outcomeparameter sind dabei unter anderem das Gesundheitsverhalten sowie Stimmung und Körperbild. Es ist anzunehmen, dass die soziale Unterstützung ein wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg rehabilitativer Maßnahmen darstellt, daher wird neben den Rehabilitand:innen auch ihr (familiäres) Umfeld befragt.
Ergebnisse
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen erste Daten aus den Befragungen der Wartekontrollgruppe vor. Diese Ergebnisse werden vorgestellt und hinsichtlich der Outcomeparameter sowie mit Blick auf die soziale Unterstützung und das Techniknutzungsverhalten als Einflussgrößen interpretiert. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Softwareentwicklung ein und tragen somit zur Erstellung eines passgenauen, anwender:innenorientierten Angebots bei, das die Nachhaltigkeit der Rehabilitationserfolge dauerhaft sichert.
Schlussfolgerung
Das Modellprojekt soll helfen eine Versorgungslücke in der Rehabilitationsnachsorge von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas zu schließen.
Auswirkungen von bariatrischen Operationen der Eltern auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten ihrer adipösen Kinder – eine qualitative Untersuchung
I. Krokowski, P. Rücker, S. Wiegand, R. Geene, A. Galler
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin School of Public Health (BSPH), Berlin, Deutschland
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin, Sozialpädiatrisches Zentrum, Abteilung Interdisziplinär, Adipositas-Ambulanz, Berlin, Deutschland
Einleitung
Bariatrische Operationen bei Erwachsenen nehmen in Deutschland stetig zu. Wenig ist bekannt darüber, wie sich bariatrische Operationen von Eltern auf ihre Kinder auswirken. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob und wie sich eine bariatrische Operation eines Elternteils auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten ihrer adipösen Kinder auswirkt.
Methoden
Es erfolgte eine qualitative Forschung in Form von acht leitfadengestützten, teilnarrativen Einzelinterviews mit bariatrisch operierten Eltern, deren adipöse Kinder (5-13 Jahre) in der Adipositas-Ambulanz betreut wurden. Ausgewertet wurde über eine strukturierende Inhaltsanalyse nach Mayring.
Ergebnisse
Nach der bariatrischen Operation eines Elternteils konnte bei einigen Kindern ein Jahr nach der Operation eine Verbesserung des BMI-SDS sowie des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens festgestellt werden. Erfolgte eine Verschlechterung der postoperativen Ernährung und Bewegung der Eltern, so verschlechterte sich häufig auch das Ernährungs- und Bewegungsverhalten ihrer Kinder. Demgegenüber berichteten andere Eltern, dass sich das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Kinder nach der bariatrischen Operation der Eltern nicht verändert oder verschlechtert hat.
Schlussfolgerung
Um die Versorgung von adipösen Kindern zu verbessern, wären zusätzliche Ernährungs- und Bewegungsberatungen für Familien mit einem bariatrisch operierten Elternteil durch eine prä- und postoperative Adipositassprechstunde sinnvoll. Zukünftige Forschung sollte sich auf die Identifizierung prä- und postoperativer Verhaltensweisen hinsichtlich Ernährung und Bewegung der bariatrisch operierten Eltern konzentrieren.
Das Körpergewicht beeinflusst das Ereignis-freie Überleben von Kindern und Jugendlichen mit B-Vorläufer-ALL: Ergebnisse der Ulmer ALL-BFM 2000 Studienkohorte
J. Zinngrebe1, A. Buschko1, A. Blank1, C. Denzer1, K.-M. Debatin1, P. Fischer-Posovszky1
1 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, Baden-Württemberg, Deutschland
Einleitung
Das Körpergewicht kann Auswirkungen auf die Prognose der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) im Kindesalter haben, die aktuelle Datenlage ist jedoch widersprüchlich. Während Adipositas in einigen Studien mit schlechterem ereignisfreien Überleben (EFS) einhergeht, wurde in anderen Studien gezeigt, dass untergewichtige ALL-Patienten ein höheres Rezidivrisiko haben. Aus Deutschland gibt es zu dieser Fragestellung bisher keine Untersuchungen. Daher analysierten wir, wie sich das Körpergewicht bei Diagnosestellung und im Verlauf der Erkrankung auf das EFS von Ulmer Patienten der ALL-BFM 2000-Studie auswirkte.
Methoden
Die jeweilige BMI-Perzentile wurde aus Körpergewicht und Körpergröße von 121 Patienten mit B-Vorläufer-ALL, die zwischen 1999 und 2006 in die ALL-BFM 2000-Studie in Ulm eingeschlossen wurden, zum Zeitpunkt der Diagnose, an Tag 33 und 78 der Behandlung berechnet, die Patienten anschließend in verschiedene Gewichtskategorien (Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht, Adipositas) eingeteilt und das EFS bestimmt.
Ergebnisse
Die Ulmer ALL-BFM 2000 Studienkohorte stellt in Bezug auf Risikogruppen, genetische Subtypen und ZNS-Positivität ein repräsentatives Patientenkollektiv der ALL-BFM 2000 Studie dar. In der Ulmer Kohorte zeigten interessanterweise übergewichtige B-Vorläufer-ALL-Patienten ein längeres Ereignis-freies Überleben als normalgewichtige.
Schlussfolgerung
Unsere Ergebnisse stimmen nicht mit publizierten Daten überein. Zusätzliche klinische Studien sind notwendig, um zu klären, welchen Einfluss das Körpergewicht auf das EFS in Patienten mit B-Vorläufer-ALL hat.
Strukturierte Vor- und Nachsorge von adipositaschirurgischen Eingriffen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Positive Effekte auf die Follow-up Rate und die Supplementeinnahme in den ersten 12-Monaten postoperativ - Ergebnisse aus der JA-Studie
S. Brandt1, M. Schirmer1, P. Kleger1, J. von Schnurbein1, R. Holle5, R. W. Holl3, J. Hebebrand4, S. Wiegand2, M. Wabitsch1
1 Universitätsklinikum Ulm, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ulm, Deutschland
2 Charité Universitätsmedizin, Sozialpädiatrisches Zentrum, Berlin, Deutschland
3 Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Deutschland
4 LVR-Klinikum Essen, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Essen, Deutschland
5 Helmholtz Zentrum München, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, München, Deutschland
Einleitung
Eine Auswertung des deutschen Registers zur Qualitätssicherung in der Adipositaschirurgie (BS) hat gezeigt, dass nur bei 50% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Daten für den BMI bis 18 Monate nach BS vorliegen (PMID: 24048144). Die regelmäßige Einnahme von Supplementen im ersten Jahr nach BS wird gerade einmal bei 30% der Jugendlichen beschrieben (PMID: 25078533). Basierend auf diesen Beobachtungen wurde im Rahmen des JA-Studie ein strukturiertes Vor- und Nachsorgeprogramm Adipositaschirurgie für Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt (DRKS00004196) und der Effekt dieses auf die Teilnahme an der 12-Monats Follow-up Untersuchung (T1) und die Supplementeinnahme nach BS untersucht.
Methoden
N=17 Jugendliche und junge Erwachsene (BMIz:3.5±0.5,BMI: 53.6±8.7kg/m2,Alter:20.3±3.1Jahre, weiblich:66,7%) erhielten eine BS als Intervention (Sleeve Gastrectomy).
Ergebnisse
Für 16/17 der Patienten liegen Daten für den BMI zu T1 vor (94%). Die durchschnittliche Veränderung im BMI betrug -16,1±5,6 kg/m2. 37,5% der Teilnehmer erreichten 12 Monate nach BS einen BMI <35kg/m2. 70,6% gaben an die verschriebenen Supplemente einzunehmen, davon 41,7 % regelmäßig.
Schlussfolgerung
Die Teilnahme an einem strukturierten Vor- und Nachsorgeprogramm BS kann bei Jugendlichen und jungen Erwachsene mit extremer Adipositas zu einer Bindung an das behandelnde Zentrum und zu einer verbesserten Adhärenz hinsichtlich der Einnahme von Supplementen in den ersten 12 Monaten nach BS führen.
Munich Adiposity Rescue Study (MARS): Vergleich von Endoskopischer Sleeve Gastroplastie und laparoskopischer Sleeve Gastrektomie zur Behandlung der extremen therapierefraktären Adipositas bei Jugendlichen ab 12 Jahren – Ein Studienprotokoll
F. S. Oberhoffer, D. S. Wendling-Keim, N. A. Haas, R. Dalla-Pozza, S. Bechtold-Dalla Pozza, E. Lurz, O. Muensterer
Klinikum der Universität München, Abteilung Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin, München, Deutschland
Klinikum der Universität München, Kinderchirurgische Klinik und Poliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
Klinikum der Universität München, Abteilung für Pädiatrische Endokrinologie, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
Klinikum der Universität München, Abteilung für Pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
Einleitung
Die Prävalenz der Adipositas unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland beträgt sechs Prozent. Betroffene Kinder und Jugendliche weisen eine deutlich erhöhte kardiovaskuläre, metabolische, hepatologische und psychosoziale Morbidität auf. Nicht-invasive Therapieansätze erzielen bisher nur mäßige Erfolge. Bariatrische Eingriffe für die Behandlung der extremen kindlichen Adipositas werden als mögliche Therapieoption diskutiert, jedoch existiert eine limitierte Datenlage für die jeweiligen Interventionen. Im Rahmen der Munich Adiposity Rescue Study (MARS) soll das kurz- und langfristige Outcome der endoskopischen Sleeve Gastroplastie und der laparoskopischen Sleeve Gastrektomie auf die physische und psychische Gesundheit Jugendlicher mit extremer therapierefraktärer Adipositas evaluiert werden.
Methoden
Jugendliche (Alter: 12-18 Jahre) mit einer extremen therapierefraktäreren Adipositas (BMI ≥40 kg/m2 oder BMI ≥35 kg/m2 sowie ≥2 Komorbiditäten) können in die Studie eingeschlossen werden. Nach Durchführung einer Baseline-Untersuchung erfolgt die Randomisierung zwischen endoskopischer Sleeve Gastroplastie (n≥15) und laparoskopischer Sleeve Gastrektomie (n≥15). Postinterventionell sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren regelmäßige Follow-Up Untersuchungen erfolgen. Die primären Zielgrößen setzten sich dabei aus Gewichtsreduktion, peri- und postinterventionelle Komplikationen zusammen. Die sekundären Zielgrößen beinhalten das kardiovaskuläre, kardiorespiratorische, metabolische, hepatologische sowie psychosoziale Outcome.
Ergebnisse
Ein positives Ethikvotum besteht.
Schlussfolgerung
Erste Studienprobanden sollen im Jahr 2022 eingeschlossen werden. Vorläufige Studienergebnisse werden für das Jahr 2023 erwartet.
Bariatrische Operationen bei Kindern und Jugendlichen: Ab welchem Alter sind sie sinnvoll? Eine retrospektive Untersuchung anhand eines Patientenpanels zwischen 19 und 26 Jahren.
A. Mehring, V. Faustin, C. Schlegel, D. Raddatz, M. von Heesen
Justus-Liebig-Universität Gießen, Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, Gießen, Deutschland
Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Interdisziplinäre Adipositas-Ambulanz, Göttingen, Deutschland
Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
Einleitung
Bariatrische Chirurgie bei Kindern und Jugendlichen wird kontrovers diskutiert. Eine endgültige Nutzen-Risiko-Bewertung und langfristige Beobachtungsstudien fehlen allerdings.
Methoden
In der Interdisziplinären Adipositas-Ambulanz der Universitätsmedizin Göttingen wurden retrospektiv 7 operierte PatientInnen zwischen 19 und 26 Jahren mit einem qualitativen Leitfaden interviewt.
Ergebnisse
Die 7 Teilnehmenden konnten eine durchschnittliche Reduktion des BMIs von 18,13 kg/m² sowie einen Anstieg im Wohlbefinden und der Lebensqualität erreichen. Die Teilnehmenden hatten schon im Kindesalter mit physischen und psychosozialen Einschränkungen aufgrund von Übergewicht oder Adipositas leben müssen und haben konventionelle Abnehmversuche ausprobiert. Mögliche Konsequenzen und Einschränkungen durch die OP sowie die nötige Lebensstiländerung trotz OP wurden von nahezu allen Operierten präoperativ vollständig verstanden und umgesetzt. Auffällig waren unregelmäßige, geringe Nachsorgebesuche und die unvollständige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Als sinnvolles Alter für eine OP wurden mehrfach das 18. Lebensjahr oder älter, einmal 16 Jahre und die OP im Extremfall unter 18 Jahren genannt.
Schlussfolgerung
Bei Jugendlichen mit morbider Adipositas kann unter bestimmten Bedingungen eine bariatrische Therapiemaßnahme in Betracht gezogen werden, wenn der „Geist gefestigt ist“. Ein besonderes Augenmerk sollte dann insbesondere auf einer regelmäßigen Nachsorge und der Kontrolle der Einnahme der Nahrungsergänzungmittel (inkl. jährlicher Laborkontrollen) liegen.
Analyse kommunaler Netzwerke und Stakeholder eines schul- und familienbasierten Programms zur Prävention von Übergewicht
H. Wulff, K. Brauer, S. Pawellek, A. Ziegeldorf
Universität Potsdam, Departments Sport- und Gesundheitswissenschaften, Potsdam, Deutschland
Universität Leipzig, Sportwissenschaftliche Fakultät, Leipzig, Deutschland
Einleitung
Übergewicht von Kindern stellt Betroffene sowie das Gesundheits- und Bildungssystem vor Herausforderungen. Gemeindebasierte Interventionen mit partizipativem Einbezug von Stakeholdern sind für die Bewältigung des mehrdimensionalen Problems vielversprechend. Allerdings fehlt Evidenz hinsichtlich der komplexen Struktur- und Prozessmerkmale von Stakeholdernetzwerken zur effektiven Maßnahmengestaltung.
Methoden
Eine Netzwerkanalyse (NA) wurde in zwei ruralen [N1/N2] und einer urbanen Modellregion [N3] im Rahmen des BMG-geförderten Präventionsprogramms „Familie+“ durchgeführt. Kommunale Stakeholder wurden in den Jahren 2020-21 mittels Expert:inneninterviews identifiziert und in Anlehnung an Schoen (2014) telefonisch befragt, um Schlüsselvariablen wie Kontakthäufigkeit, Intensität der Zusammenarbeit und Merkmale wie Dichte, Zentralität und Verbundenheit zu erfassen.
Ergebnisse
Die Netzwerke umfassten 20 [N1], 14 [N2] und 12 [N3] Stakeholder und wiesen ähnliche Dichten (N1=48%; N2=52%; N3=42%) auf. Die Gradzentralität von N2 (0,39) war verglichen mit N1 (0,57) und N2 (0,58) ein Drittel größer. Die Netzwerke unterschieden sich in der Verteilung der Stakeholder auf inhaltlicher und struktureller Ebene. Die Stakeholder tauschten sich durchschnittlich vierteljährlich aus und waren überwiegend auf informeller Ebene miteinander verbunden.
Schlussfolgerung
Die Merkmalsausprägungen (z.B. Zentralität) deuten darauf hin, dass eine geringe Anzahl von Schlüsselakteuren ausreicht, um Stakeholder zu vernetzen. Kommunale Gesundheitsmoderator:innen und Schulen sind diesbezüglich relevant für die effektiven Verbreitung von Informationen und der Vernetzung der Stakeholder.
Prädiktoren der Gewichtsabnahme und Gewichtsstabilisierung bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas
A. Weiland, L. N. Kasemann, B. Klos, B. Horing, N. Mazurak, P. Enck, I. Mack
Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für systemische Neurowissenschaften, Hamburg, Deutschland
Einleitung
Um Therapien individuell anzupassen und dadurch bessere Ergebnisse zu erzielen, ist es wichtig, Prädiktoren zu erfassen, die eine Aussage über den Therapieerfolg treffen können. Ziel war es, solche Prädiktoren auf Grundlage neuer Hypothesen zu erfassen.
Methoden
Die Analyse beinhaltet 59 stationär aufgenommene Kinder zur Gewichtsreduktion (13.4±1.9 Jahre; Gewichtsverlust 0.33±0.14 BMI z-score, p<.001). Das Gewicht stabilisierte sich bis zum 24-monatigen follow up. Um Prädiktoren für Gewichtsverlust (T1, Baseline; zu T2, Entlassung) und –stabilisierung (T2 zu T5, 24-monatiges follow-up) zu identifizieren, wurde eine Variablenreduktionstechnik auf 128 Prädiktoren (Psychometrie, subjektive und objektive Faktoren der Nahrungsaufnahme und körperlichen Verfassung, autonome Funktionen) angewendet. Die Prädiktoren stammen von T1 und T2. Prädiktoren-Subgruppen wurden auf Hauptkomponenten reduziert, dann mit der least absolute shrinkage and selection operator (LASSO)-Regression analysiert.
Ergebnisse
Für den Gewichtsverlust prädiktiv waren das Essverhalten und eine niedrige Diskriminationsleistung zweier Berührungspunkte am Rücken zu T1 und für die Körperfettanteil-Reduktion das Essverhalten und eine hohe Stressvulnerabilität in Kombination mit spezifischen Bewältigungsstrategien. Für die Gewichtsstabilisierung prädiktiv waren das Interbeat-Intervall (IBI) der Herzratenvariabilität in Ruhe zu T1 sowie IBI in der Erholungsphase nach einem Stresstest, das Essverhalten, sowie die Fähigkeiten Gerüche zu identifizieren und zu diskriminieren zu T2.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse liefern mögliche Ansätze zur Verbesserung von Therapien zur Gewichtsreduktion und -stabilisierung.
Aufgaben und Entwicklungen während der Corona-Pandemie innerhalb des Schulungsprogramms FITOC (Freiburg Intervention Trial for Obese Children)
Y. Abt, S. Wagner, L. Braun-Ritter, U. Wölker, U. Korsten-Reck
Adipositas Akademie, Freiburg, Baden-Württemberg, Deutschland
Einleitung
Während der COVID-19-Pandemie haben Kinder und Jugendliche noch mehr an Gewicht zugenommen als in den Jahren zuvor (Vogel et al., 2022). Angesichts dieser Entwicklung resultiert ein noch größerer Handlungsbedarf als vor der Pandemie. In Freiburg werden im Rahmen des interdisziplinären Therapieprogramms FITOC übergewichtige Kinder und Jugendliche therapiert. Die coronabedingten Kontaktbeschränkungen erschwerten die gewohnte Durchführung des Programms. Daher mussten der Sportunterricht und die ernährungstherapeutischen Bausteine an die Pandemiesituation angepasst werden. Hygienerichtlinien, Teilungen der Gruppen, Online-Module sowie Online-Ernährungsberatungen wurden umgesetzt.
Methoden
Im Rahmen des FITOC-Programms wurden die Gewichte von n=21 Teilnehmer:innen vor Beginn und am Ende des 12-monatigen Programms gemessen. Zudem wurden Ernährungsverhaltensweisen bei der Abschlussuntersuchung abgefragt.
Ergebnisse
Im Durchschnitt fand sich bei den Teilnehmer:innen nach einem Jahr ein signifikant niedriger BMI-SDS (M = 1,95; SD = 0,52 ) als vor Beginn des Programms (M = 2,17; SD = 0,42; tdf=20 = 4,462; p < 0,001). Kinder, die laut eigenen Angaben ihre Portionsgrößen verringerten, mehr Gemüse als Obst verzehrten und überwiegend Wasser als Getränk zu sich nahmen, erzielten die meisten Erfolge.
Schlussfolgerung
Auch während der Corona-Pandemie konnte im FITOC-Programm eine Verringerung des Gewichts der Teilnehmer:innen erzielt werden. Einige der pandemiebedingten Änderungen des FITOC-Programms bleiben bis heute bestehen, da sie sich langfristig als erfolgreich gezeigt haben.
P-12
Sonstiges
Assoziation von Ruheenergieverbrauch, FTO-Genotyp und Blutparametern mit Gewichtsveränderung über 3 Jahre
S. Bayer, T. Drabsch, M. Eberl, H. Hauner, C. Holzapfel
Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Institut für Ernährungsmedizin, München, Bayern, Deutschland
Technische Universität München, Lehrstuhl für Epidemiologie, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, München, Bayern, Deutschland
Technische Universität München, EKFZ – Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin, Freising, Bayern, Deutschland
Einleitung
Gewichtsveränderungen bei Erwachsenen unterliegen komplexen Zusammenhängen. Ziel dieser Studie war es, Parameter zu identifizieren, die als Prädiktoren für eine Gewichtsveränderung herangezogen werden können.
Methoden
Anthropometrische und klinische Daten (z.B. Nüchternglukose, Insulin, T3, T4, Bilirubin, CRP) von gesunden Erwachsenen wurden erfasst, sowie der Ruheenergieverbrauch mittels indirekter Kalorimetrie gemessen. Zudem wurde der Single Nucleotide Polymorphismus (SNP) rs1421085 im fat mass and obesity associated (FTO) Gen bestimmt. Gewichtsveränderungen wurden mittels Fragebogen erfasst, der über mindestens 3 Jahre jährlich an die Teilnehmenden versandt wurde.
Ergebnisse
Von den insgesamt 349 Teilnehmenden (69,6% Frauen, Alter: 34,7±13,1 Jahre, Body Mass Index (BMI): 24,5±4,6 kg/m2) konnte ein Drittel (38%) das Körpergewicht über 3 Jahre halten, während 37% der Teilnehmenden zugenommen (6,2±4,2 kg) bzw. 25% abgenommen (-6,6±4,8 kg) haben. Teilnehmende, die Körpergewicht verloren haben, waren älter (p=0,037), hatten einen höheren BMI (p>0,001), einen höheren prozentualen Anteil an Fettmasse (p=0,016), und höhere T4-Werte (p=0,034) als Teilnehmende, die ihr Gewicht gehalten und/oder zugenommen haben. Es konnte keine Assoziation zwischen den erhobenen Daten und einer Gewichtsveränderung gezeigt werden.
Schlussfolgerung
Der Ruheenergieverbrauch, der untersuchte FTO-SNP und metabolische Faktoren stellen in dem untersuchten Kollektiv keine Prädiktoren für eine Gewichtsveränderung dar. Andere Faktoren (z.B. Ernährung, Bewegung) spielen vermutlich eine größere Rolle.
Veränderung des Ruheenergieverbrauchs durch eine Gewichtsreduktion und deren Einflussfaktoren – Ergebnisse aus der LION-Studie
F. A. Finkeldei1, A. Reik1, M. Wiechert1, M. Neidhardt1, H. Hauner1, 2, C. Holzapfel1
1 Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Institut für Ernährungsmedizin, München, Bayern, Deutschland
2 Technische Universität München, TUM School of Life Sciences, Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin, Freising, Bayern, Deutschland
Einleitung
Der Erfolg von Maßnahmen zur Gewichtsabnahme ist von Person zu Person unterschiedlich. Das Ausmaß der Gewichtsreduktion hängt weitgehend vom erzielten Energiedefizit ab, das durch Energieaufnahme und Energieverbrauch bestimmt wird. Ziel dieser Analyse ist es, das Energiedefizit und seine Auswirkungen auf die Gewichtsreduktion zu ermitteln.
Methoden
In der Lebensstilinterventions (LION)-Studie unterzogen sich die Teilnehmer*innen (BMI 30-39,9 kg/m2) einer achtwöchigen Formula-Diät. Anthropometrische und klinische Daten wurden vor und nach der Gewichtsreduktion erhoben. Die Teilnehmer*innen hielten ihre Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sowie körperliche Aktivität in einem Ernährungstagebuch fest. Der Ruheenergieverbrauch wurde mittels indirekter Kalorimetrie erfasst.
Ergebnisse
Bei den 235 in die Analyse eingeschlossenen Personen verringerte sich der Ruheenergieverbrauch durch die Gewichtsreduktion um -10,09 % (Männer: -10,86 % ± 7,42 % (n=84); Frauen: -9,67 % ± 7,32 % (n=151)). Welches Energiedefizit die Personen durch die Energieaufnahme und den -verbrauch erreicht haben und ob dieses mit der Höhe der Gewichtsreduktion assoziiert ist, ist Gegenstand der aktuellen Auswertung.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse bestätigen, dass der Ruheenergieverbrauch durch eine Gewichtsreduktion reduziert wird. In weiteren Analysen sollen Faktoren ermittelt werden, die die Höhe des Energiedefizits beeinflussen.
Finanzierung: Die LION-Studie wird im Rahmen der Nachwuchsgruppe „Personalisierte Ernährung & eHealth (PeNut)“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, 01EA1709) finanziert.
Korrelationen zwischen BMI-assoziierten genetischen Varianten und zirkulären RNAs
L. S. Rajcsanyi, I. Diebels, L. Pastoors, D. Kanber, T. Peters, A.-L. Volckmar, Y. Zheng, M. Grosse, C. Dieterich, J. Hebebrand, F. J. Kaiser, B. Horsthemke, A. Hinney
Universität Duisburg-Essen, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Essen, Deutschland
Universitätsklinikum Essen, Center for Translational Neuro- and Behavioural Sciences, Essen, Deutschland
Universitätsklinikum Essen, Institut für Humangenetik, Essen, Deutschland
Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Pathologie, Heidelberg, Deutschland
Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Innere Medizin III, Heidelberg, Deutschland
Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DKHZ), Heidelberg/Mannheim, Deutschland
Einleitung
Zirkuläre RNAs (circRNAs) regulieren zelluläre Prozesse, wie die Adipogenese. Ihre Expression kann durch Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) moduliert werden. Bislang sind mittels genomweiter Assoziationsstudien (GWAS) über 1000 genetische Loci identifiziert worden, die die Varianz des BMIs regulieren.
Methoden
(1) Abgleich von genomweit signifikanten SNPs für BMI mit Daten aus vier circRNA Datenbanken. Analysiert wurde, ob signifikante Varianten häufiger auf genomischen Loci von circRNAs liegen, als nicht-signifikante. (2) In vitro Analysen bei heterozygoten Personen, bei denen das relative Expressionslevel einer circRNA im Verhältnis zu den Allelen eines darauf lokalisierten BMI-SNPs untersucht wurde.
Ergebnisse
Wir detektierten eine Anreicherung von BMI-assoziierten SNPs auf genomischen Loci von circRNA im Vergleich zu nicht-signifikanten Varianten. Anschließende Analysen von geschlechter-spezifischen GWAS Daten zeigten, dass circRNA Loci bei Frauen mehr genomweit-signifikante BMI-SNPs umfassen als bei Männern. Zur Überprüfung einer möglichen BMI-Spezifität wurden die Untersuchungen für weitere GWAS wiederholt. Eine Anreicherung von assoziierten SNPs in circRNAs wurde für vier weitere Phänotypen gezeigt (Körperhöhe, chronische Nierenerkrankung, Anorexia nervosa und Autismus Spektrum Störung). In vitro Analysen an heterozygoten Individuen des BMI-SNPs rs4752856, der auf der circRNA hsa_circ_0022025 liegt, zeigten ein erhöhtes circRNA Expressionslevel für das BMI-erhöhende Allel.
Schlussfolgerung
Es finden sich erste Hinweise, dass genetische GWAS Varianten, die den BMI verändern, die Expression von circRNAs beeinflussen.
Die erweiterte Analyse von oralen Glukosetoleranztests (oGTT) bei übergewichtigen jungen Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) ermöglicht die Phänotypisierung und Zuordnung in Diabetes-Risikocluster sowie eine neue Sichtweise auf den Stoffwechseleffekt des Metformins.
K. Rett1, K. Graser1, I. Schwarz1, J. Borntraeger2, C. Santjohanser2, F. Wiesent3
1 Endokrinologikum München, Endokrinologie/Diabetologie, München, Deutschland
2 Endokrinologikum München, Gynäkologische Endokrinologie, München, Deutschland
3 Endokrinologikum München, Rheumatologie, München, Deutschland
Einleitung
Patientinnen mit PCOS erhalten häufig Metformin, um dessen antiandrogenen, proovulatorischen und anorexigenen Effekt auszunutzen. Wir führen in der Praxis eine erweiterte oGTT-Datenauswertung durch, um das Diabetesrisiko und den Effekt des Metformins auf Betazellfunktion und Insulinsensitivität zu erfassen.
Methoden
Siebzehn im Mittel 31-jährige übergewichtige Frauen mit PCOS erhielten vor und nach einer mittleren Behandlungsdauer (Lebensstil-/Metformin) von 22 Monaten einen 75g-oGTT mit Insulinbestimmung. Daraus wurden mit AUC-Glukose, Betazellfunktion und Insulinsensitivität (HOMA2B / HOMA2S; Matsuda-Index) Parameter abgeleitet, die durch Analogievergleich mit publizierten radar-plots die Zuordnung in Diabetes-Risikocluster nach Wagner1 gestatten.
Ergebnisse
Initial lag in 71% ein normaler oGTT vor, in 65% eine Insulinresistenz und in 59% ein moderates (2/17 Cluster 6) bzw. hohes Diabetesrisiko (8/17 Cluster 3 bzw. 5). Nach Metformin waren BMI (34±2 vs. 32±2 kg/m2), Nüchternplasmaglukose (85±3 vs. 84±2 mg/dl) und AUC (241±15 vs. 233±24 mg*h/dl) jeweils nicht signifikant verändert. Dagegen nahm die Insulinsensitivität unabhängig vom Ausgangswert zu (Matsuda-Index 3,3±0,7 vs. 7,3±2,7; p=0.04; HOMA2S 64±12 vs. 122±32 %; p=0.04) bei tendenziell geringerer Betazellfunktion (HOMA2B 180±23 vs. 130±22 %; p=0,09).
Schlussfolgerung
OGTT-basierte Phänotypisierung ermöglicht die Zuordnung zu Diabetes-Risiko-Clustern und die Visualisierung eines offenbar Insulinresistenz-unabhängigen Effekts der Lebensstil-/Metformin-Behandlung auf Insulinsensitivität und Betazellfunktion übergewichtiger junger Frauen mit PCOS.
1 Wagner R et al. (2021) Nat Med 27, 49–57.
Effektive Gewichtsreduktion bei Adipositas: Konservative Adipositastherapie – ärztlich betreut, medizinisch sinnvoll und krankenkassenfinanziert
C. Becker, H. Walle
Bodymed AG, Medizinische Wissenschaft, Kirkel, Deutschland
Einleitung
Zunehmend wird das gesellschaftliche Bild in Deutschland von Übergewicht und Adipositas geprägt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist laut Robert Koch-Institut betroffen. Fast jede/r Fünfte leidet unter Adipositas. Da insbesondere einkommensschwächere Bevölkerungsschichten betroffen sind, steigt die Bedeutung krankenkassenfinanzierter Programme zur Gewichtsreduktion.
Methoden
1-Jahres-Ergebnisse von 1.590 Teilnehmer/innen (BMI≥30,0 kg/m², 69,5 % Frauen, 30,5 % Männer) eines ambulanten, ärztlich betreuten Adipositastherapieprogramms, das in der Besonderen Versorgung Adipositas krankenkassenfinanziert angeboten wird. Auswertung erfolgte retrospektiv, nach ITT-Analyse. Neben Körpergewicht, BMI, wurden Körperfettmasse mit Infrarotspektroskopie (Futrex®) sowie BIA, Taillenumfang und Blutfette (Gesamt-, LDL-, HDL-Cholesterin, Triglyzeride) erfasst.
Ergebnisse
Mittlere Abnahmen innerhalb eines Jahres: Körpergewicht: 9,1 kg/8,3 % (von 109,3±21,3 kg), BMI: 3,1 kg/m² (von 37,7±6,0 kg/m²), Körperfettmasse: 6,4 kg/13,9 % (von 46,1±13,2 kg), Taillenumfang: 8,1 cm/6,9 % (von 117,3±14,3 cm), Gesamt-Cholesterin: 4,6 mg/dl/2,3 % (von 200,9±43,2 mg/dl), LDL-Cholesterin: 5,4 mg/dl/4,2 % (von 129,0±37,2 mg/dl), Triglyzeride: 18,5 mg/dl/12,1 % (von 152,4±95,0 mg/dl), Zunahme: HDL-Cholesterin: 2,7 mg/dl/5,3 % (von 51,0±13,2 mg/dl); P≤0,001.
64,3 % (N=1.023) erzielten eine Gewichtsabnahme von mindestens 5 %, 35,7 % (N=568) von mindestens 10 %.
Schlussfolgerung
Neben einer deutlichen Gewichtsreduktion, zu mehr als 70 % über Körperfett, wird eine signifikante Verbesserung der Blutfette erzielt. Das vorgestellte Programm kann somit einen wichtigen Beitrag in der Adipositastherapie leisten.
Mediendebatte zur „Zuckersteuer“ in Deutschland: Eine qualitative Framinganalyse
K. S. Moerschel, P. von Philipsborn, B. Hawkins, E. McGill
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Freie Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Public Health, Berlin, Deutschland
LMU München und Pettenkofer School of Public Health, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie (IBE), München, Deutschland
University of Cambridge, MRC Epidemiology Unit, Cambridge, Großbritannien
London School of Hygiene & Tropical Medicine, Department of Health Services Research and Policy, London, Großbritannien
Einleitung
Trotz evidenzbasierter Empfehlungen gibt es in Deutschland keine Zucker- oder Süßgetränkesteuer. Da narratives Framing eine wichtige Rolle in Policyprozessen spielt, führten wir eine Framinganalyse der deutschen Mediendebatte zur Zucker- bzw. Süßgetränkesteuer durch.
Methoden
Anhand von 114 Zeitungsartikeln zur Zucker- bzw. Süßgetränkesteuer (veröffentlicht von 2018-2019 in 11 nationalen deutschen Zeitungen) untersuchten wir in einer qualitativen Analyse konkurrierende narrative Rahmungen des Themas, insbesondere hinsichtlich der Nutzung von Evidenz und der Verantwortung für Gesundheit. Wir verglichen unsere Ergebnisse mit Studien aus Mexiko, Großbritannien und den USA.
Ergebnisse
Wir fanden konkurrierende Darstellungen bezüglich Problemen, Lösungen sowie Akteuren. Die vorherrschenden narrativen Frames seitens der Steuer-BefürworterInnen waren „Politisches Versagen“, „Skrupellose Industrie“ und „Verletzbare Jugend“. Seitens der Steuer-GegnerInnen waren die Frames „Übervereinfachung“, „Nanny state“ und „Verantwortungsvolle Industrie“ verbreitet. Evidenzbezüge, insbesondere internationale Beispiele, waren auf beiden Seiten der Debatte präsent. In der deutschen Debatte wurden weniger wirtschaftsbezogene Argumente genutzt als in vergleichbaren Debatten in anderen Ländern. Bezüglich der Verantwortung für Gesundheit bestand ein Konflikt zwischen staatlicher Verantwortung (legislative Maßnahmen) und geteilter Verantwortung (nicht-bindende Maßnahmen in Kooperation mit der Industrie).
Schlussfolgerung
FürsprecherInnen öffentlicher Gesundheit in Deutschland sollten wirtschaftliche Argumente antizipieren, Widersprüche in der Argumentation von Steuer-GegnerInnen aufzeigen, Erwartungen an Effekte einzelner Maßnahmen korrigieren sowie ihre ethische Argumentation stärken.
EFFECTS OF A COMBINATORY TREATMENT WITH SEMAGLUTIDE AND A SELECTIVE PYY-Y2 RECEPTOR ANALOGUE IN DIET-INDUCED OBESE RATS: SURPASSING BARIATRIC SURGERY?
M. Oertel, H. Göhler, M. Kohlhaas, A. Nickel, N. Haerting, M. Fassnacht, V. Sequeira, U. Dischinger
Universitätsklinikum Würzburg, Lehrstuhl für Endokrinologie und Diabetologie, Würzburg, Deutschland
Universitätsklinikum Würzburg, Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Würzburg, Deutschland
Einleitung
Combination therapies of anorectic gut hormones might mimic the beneficial effects of bariatric surgery. We could show in the past that a combinatory treatment with PYY 3-36 and liraglutide leads to a similar body weight loss as Roux-en-Y gastric bypass (RYGB). We hypothesize, that a combination of semaglutide and a selective PYY-Y2 receptor agonist exceeds the weight-reducing effects of bariatric surgery.
Methoden
High-fat and high-fructose diet (HFD)-induced (8 weeks) obese male Wistar rats were randomized into the following treatment groups: (1) NNC0165-1273+semaglutide, (2) semaglutide, (3) vehicle, (4) sham surgery. NNC0165-1273, a Y2-selective PYY-analogue, was given continuously via osmotic minipump. Animals were kept on a free choice high- and low-fat diet after the respective intervention. Body weight was measured daily for 8 weeks post intervention.
Ergebnisse
NNC0165-1273+semaglutide treatment led to an impressive and long-lasting body weight loss, which was superior to semaglutide monotherapy, vehicle and sham surgery. Compared to an earlier study with diet-induced obese rats with similar bodyweights at intervention, NNC0165-1273+semaglutide was even more effective than RYGB.
Schlussfolgerung
A combination of NNC0165-1273 and semaglutide is highly effective in terms of body weight loss in diet-induced obese rats and might be superior to the weight reducing effects of RYGB.
Erste Studie zur Effektivität der Wissensvermittlung durch den b.m.i.-Zirkel vor bariatrischer Operation
K. Spieß1, 2, S. V. Frenzel2, 3, H. Schlögl2, 5, K. Winckler4, M. Stumvoll2, 5, U. Wahrburg1
1 Fachhochschule Münster, Fachbereich Oecotrophologie Facility Management, Münster, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
2 Helmholtz-Institut für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG), Helmholtz Zentrum München an der Universität Leipzig und dem Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Sachsen, Deutschland
3 Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Leipzig, Sachsen, Deutschland
4 Bundesverband deutscher Ernährungsmediziner e.V, Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland
5 Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie, Bereich Endokrinologie, Leipzig, Sachsen, Deutschland
Einleitung
Der b.m.i.-Zirkel ist das erste Programm, das in Vorbereitung auf einen bariatrisch-chirurgischen Eingriff das Wissen über die Operation und die damit einhergehenden langfristigen Lebensstilveränderungen verbessern soll. Bisher erfolgte noch keine Untersuchung, ob das Programm tatsächlich bei den teilnehmenden Personen zu einem relevanten Wissenszuwachs führt. Die vorliegende Arbeit untersuchte nun die durch den b.m.i.-Zirkel erreichte Wissensvermittlung.
Methoden
Die Patient:innen füllten vor und nach Absolvierung der sieben Therapieeinheiten jeweils einen multiple choice Fragebogen (vier Antwortmöglichkeiten) aus, in dem das vermittelte Wissen abgefragt wurde. Die 25 Fragen wurden vorab anhand der Schulungsmaterialien zum b.m.i.-Zirkel entwickelt und in einer Pilotstudie bezüglich seiner Diskriminationsfähigkeit zwischen Kenntnis und Unkenntnis der Inhalte getestet. Pro richtiger Frage wurde ein Punkt vergeben. Die Anordnung der Fragen und der Antwortmöglichkeiten war randomisiert, die Fragen inhaltlich zu beiden Zeitpunkten identisch. Eine Auflösung der richtigen Antwort erfolgte aufgrund des wiederholten Ausfüllens erst nach Abschluss des b.m.i.-Zirkels.
Ergebnisse
Insgesamt konnten von 25 Personen (17 Frauen, BMI Mittelwert ±Standardabweichung 49,0±7,6 kg/m², Alter 42,2 Jahre) zwei vollständige Datensätze, vor und nach Absolvierung des b.m.i.-Zirkels, erhoben werden. Die mittlere erreichte Punktzahl vor der Lehreinheit betrug 16,3±4,0 Punkte, nach Absolvierung 19,2±3,2 Punkte (p<0,01).
Schlussfolgerung
Die vorliegende Untersuchung zeigt in der untersuchten Kohorte einen signifikanten Wissenszuwachs durch die Teilnahme am b.m.i.-Zirkel.
Gastrointestinale Beschwerden im ersten Jahr nach Sleeve-Gastrektomie
V. Faustin, K. Johanning, C. Schlegel, D. Raddatz, M. von Heesen
UMG Göttingen, Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie, Göttingen, Niedersachsen, Deutschland UMG Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Niedersachsen, Deutschland
Einleitung
In der Nachsorge bariatrisch operierter Patienten/-innen ist die Ernährungstherapie ein wichtiger Schwerpunkt bei gastrointestinalen Beschwerden.
Methoden
Zwischen den Jahren 2013 bis 2018 wurden 211 Patienten/-innen ausgewählt, die eine Sleeve-Gastrektomie erhalten und die Nachsorge lückenlos wahrgenommen hatten. Diese Patienten/innen wurden hinsichtlich ihrer gastrointestinalen Beschwerden zu den Zeitpunkten 1, 3, 6 und 12 Monaten post OP durch ein standardisiertes Patientengespräch erfasst.
Ergebnisse
Im ersten Monat post OP haben 34% der Patienten/-innen überhaupt keine Beschwerden empfunden. Dies verbesserte sich auf 45% nach 12 Monaten post OP. Im ersten Monat berichteten 31%, im dritten Monat 29% und im sechsten Monat 21% der Patienten/-innen von Erbrechen. Die Übelkeit war in den ersten 4 Woche bei 20% mind. einmal aufgetreten, der Reflux bei 13% und die Magenschmerzen bei 11 % der Patienten/innen. Die Anteil der Patienten/-innen, die unter Reflux mind. einmal zu den Nachsorgezeitpunkten litten, steigerte sich auf 19% ein Jahr post OP.
Schlussfolgerung
Dauerhafte gastrointestinale Beschwerden nach Sleeve-Gastrektomie treten selten auf. Erbrechen, Übelkeit und Reflux werden kurzfristig am häufigsten genannt. In der Nachsorge nach Sleeve-Gastrektomie ist es daher wichtig, die Patienten/-innen zu motivieren, stets gut zu kauen, langsam zu essen, Kohlensäurefrei bzw. -arm zu trinken und faserreiche oder quellende Lebensmittel (v.a. in den ersten Wochen post OP) zu meiden, um gastrointestinale Beschwerden vorzubeugen bzw. zu verhindern.
Pilotstudie zu den Effekten eines individualisierten Gewichtsreduktionsprogramms mit mehreren strukturiert vermittelten Methoden zur Gewichtsabnahme
P. Kronsbein, N. Schlemper
Hochschule Niederrhein, Fachbereich Oecotrophologie, Mönchengladbach, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Einleitung
Mit dieser Pilotstudie soll bei adipösen Erwachsenen die Gewichtsentwicklung eines Gewichtsreduktionskonzeptes ermittelt werden, bei dem verschiedene Methoden der Gewichtsabnahme strukturiert im zweiwöchigen Abstand vorgestellt werden und von den Betroffenen jeweils anschließend im Sinne eines Alltagsexperimentes ausprobiert und mittelfristig individuell fakultativ angewendet werden.
Methoden
Probanden: n=10, 7 Frauen, Alter: 21-69 Jahre, BMI initial 39,1 (±6,0). Intervention: Mehrmonatiges Beratungs- und Therapiekonzept. In den drei ersten Beratungseinheiten (mit zweiwöchigem Abstand) strukturiert vermittelte Gewichtsreduktionsmethoden (in Pilotstudie: Formuladiät, Intervallfasten, Lebensmittelauswahl gemäß Nährstoffdichte) mit jeweils zweiwöchiger Durchführung im Alltag. Danach individuelle Entscheidung zur weiteren Vorgehensweise auf Basis der gemachten Erfahrungswerte. Evaluationsparameter: Körpergewicht/BMI, Präferenzentscheidung zum weiterführenden Gewichtsmanagement.
Ergebnisse
Zum 6-Monats-Follow-up mittlere Gewichtsabnahme 11,9 kg (-10,1%) (BMI Δ-3,9). Körpergewicht und BMI (initial, nach 3 bzw. 6 Monaten, jeweils n=10): Initial: 120,0 kg (SD±33,1), BMI 39,1 (±6,0); nach 3 Monaten: 112,5 kg (SD±32,6), BMI 36,6 (±5,8); nach 6 Monaten: 108,1 kg (SD±32,5), BMI 35,1 (±6,1). Individuell unterschiedliche Präferenzentscheidungen hinsichtlich der Wahl der mittelfristig durchgeführten Gewichtsreduktionsmethoden.
Schlussfolgerung
Dieser klientenzentrierte Beratungsansatz mit mehreren strukturiert vermittelten Gewichtsreduktionsmethoden zeigt im 6-monatigen Beobachtungszeitraum bei adipösen Erwachsenen eine deutliche mittl. Gewichtsreduktion von Δ-10%. Die Ergebnisse unterstützen die Forderung nach einem individualisierten ernährungstherapeutischen Vorgehen. Studien mit größeren Probandenzahlen sind zur Evaluation dieses Beratungsansatzes erforderlich.
Soziale Faktoren des Body Mass Index bei älteren deutschen Erwachsenen: Eine multivariable Analyse
C. Geigl, C. Janßen
Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, München, Bayern, Deutschland
Einleitung
Bisherige Studien belegen den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen sozialen Faktoren und dem Body Mass Index (BMI) bei älteren Erwachsenen. Das Ziel der vorliegenden Analyse besteht darin, diesen Zusammenhang in einem statistischen Gesamtmodell differenziert zu untersuchen.
Methoden
Zur Datenerhebung im Querschnittsdesign wurde eine schriftlich-postalische Vollerhebung im kommunalen Setting bei deutschen Erwachsenen ab 65 Jahren durchgeführt (n = 1.687, Rücklauf = 33 %, weiblich = 52 %). In einer multiplen linearen Regressionsanalyse wurden Alter, Geschlecht, Beruf, Einkommen, Arztorientierung (HLC), Rauchverhalten, Alkoholkonsum (AUDIT-C) und körperliche Aktivität als Prädiktoren sowie der Body Mass Index (BMI) als Kriterium verwendet.
Ergebnisse
Die Faktoren weibliches Geschlecht, körperliche Aktivität, Alter, Rauchen und Einkommen sind im Gesamtmodell negativ mit dem BMI assoziiert, während die Arztorientierung positiv assoziiert ist (F(8,1310) = 19,0; p < 0,001). Die erklärte Varianz des BMIs durch die sozialen Faktoren beträgt 11 %, R2 = 0,11.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse können als Datengrundlage zur Ausrichtung zielgruppenspezifischer Interventionen der Adipositasprävention bei älteren Erwachsenen dienen, um dazu beizutragen die sozial ungleiche Verteilung von Adipositas zu reduzieren.
Stichwort
BMI, Body Mass Index, ältere Erwachsene, soziale Faktoren, gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugung, Geschlecht, sozioökonomischer Status, multiple lineare Regression